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Methode 635

Die Methode 635

TU Chemnitz, Fakultät für Informatik
Professur Medieninformatik

Proseminar Wissenschaftliches Arbeiten, WS 2006/07

Übersicht

  1. Vorgeschichte
  2. Ablauf
  3. Vorbereitung
    • Funktionsweise
    • Beispiele
    • Auswertung
  4. Vor- und Nachteile
  5. Zusatzinformationen

Die Vorgeschichte

  • 1968 von Bernd Rohrbach erfunden
  • Grundidee: optimale Umsetzung des Brainstorming
    • Gedanken anderer aufgreifen und weiterentwickeln,
      aber auch "Einzelkämpfer" unterstützen
    • gegenseitige Kritik eindämmen
    • leicht erlernbar & vielseitig
    • Vernunft ausschalten, ggf. durch Zeitdruck
    • so viele Ideen wie möglich sammeln
Handout
  • Brainstorming weit verbreitet und 2- bis 3-mal besser als vorherige Problemlösungsversuche … Erfolgsquote 3-6 %
  • mit Weiterentwicklung der Ideen anderer besonders erfolgreich
  • um alles zu verwirklichen, Methode 635 entwickelt und selbst über Erfolg überrascht, besonders Techniker und hohe Manager empfinden diese (unberechtigterweise) als seriöser

Vorbereitung

  • Formulare vorfertigen
  • ruhiger Raum für blockadefreie Kreativität
  • bei schwierigen Problemen Analyse mit Experten
  • ggf. Problem schon vorher mitteilen
Handout
  • ggf. Formular je nach Thema individuell
  • ganze Gruppe analysiert vorher mit kompetenten Experte
  • verschiedene Meinungen: 24 Std. vorher am besten schriftlich Thema mitteilen zur zeitigen Beschäftigung oder unmittelbar vorher für spontane Ideen

Funktionsweise

  • 6 Personen
  • reichen jeweils 3 Ideen
  • insgesamt 5 mal weiter (nach 5 Minuten)

Funktionsweise
Handout
  • aus Brainstorming: optimal 6, maximal 12 Personen für heterogene Gruppe (andere sagen 5-8)
  • Ideen der Vorgänger aufgreifen: was dazu einfällt oder assoziiert wird, auch unlogische Antworten
  • Rohrbach: "angemessene" Zeit lassen, 3 bis 5 Minuten, je nach Schwierigkeit
  • andere: Ausnutzung des Zeitdrucks (Heinrich von Kleist: "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" 1805, Ideen entstehen erst beim Sprechen)
    • ersten drei Ideen in nur drei bis vier Minuten entwerfen, bei nächsten Runden ein bis zwei Minuten mehr, da mehr zu lesen und Ideen oft stärker ins Detail gehend
    • Geschwindigkeit trägt dazu bei, das Gehirn, insbesondere das Kurzzeitgedächtnis besser zu nutzen

Beispiele

Originalformular von Bernd Rohrbach   Erweitertes Formular   Designerformular
© Bernd Rohrbach, 1969© Bessau/Przygodda, 2000 © Manuela Pohl
Handout
  1. Bernd Rohrbachs Original (DIN A3)
  2. Fallstudie mit Lösungsbeispielen: "Wie können Kunden regelmäßig über die neuesten Produkte und Produktverbesserungen informiert werden?"
    - 4 Kreuze bei
    • Veranstaltung regelmäßiger User-Meetings und Fachgespräche im Hause
    • Veröffentlichung von Informationen über Innovationen auf eigenen Webseiten
    • Regelmäßige Versendung von Informationen per E-Mail
  3. Beispielslösung aus einem Kreativitätsseminar mit Designern: Innovative Gestaltung eines Herrenschlips
    1. Zielgruppe: Yuppie-Banker
    2. Stoff: Seide
    3. gelb/grün?
    4. Saison Herbst/Winter
    5. Gelegenheit: für die Freizeit, zum Ausgehen

Auswertung

Grobbewertung aller Vorschläge
  • nach Präferenz mit Punktesystem
  • nach Verwendbarkeit
    • N ... neuartige Idee
    • A ... attraktive, aber bekannte Idee
    • R ... realistische Idee
      Vorteil: als unrealistisch eingeschätzte, aber gute Vorschläge bleiben vorerst erhalten
Handout
  • primär nur neue Anhaltspunkte auffindbar, perfekte Lösungen so gut wie unmöglich
  • Präferenzen: siehe mittleres Beispiel

Vorteile

  • erhöhte Erfolgsquote gegenüber Brainstorming
  • schnell viele Ideen auffindbar, theoretisch in 30 Minuten bis zu 108 Ideen
  • kein Moderator erforderlich, Überwachung entfällt
  • Ersteller bestimmter Antworten eindeutig identifizierbar
  • alle Teilnehmer denken und arbeiten gleichzeitig
  • keine dominierenden Personen
  • automatische Erstellung des Sitzungsprotokolls
Handout
  • von Rohrbach ermittelte, durchschnittliche Erfolgsquote bei 10 % (Brainstorming 3-6 %)
  • kann grundsätzlich auch ortsfern gemacht werden, aber höherer Zeitaufwand und Erfolgsquote sinkt unter 4 %
  • gleichzeitiges Arbeiten: wichtig für festen Zeitplan, Langeweile, Hektik, unnötige Geräusche blockieren Kreativität
  • ohne Dominierung: Ideen werden nicht zerredet

Nachteile

  • Zeitdruck bzw. kurzzeitiger Stress kann auch blockierend wirken
  • praktisch nur ca. 60 Ideen wegen unvermeidbarer Doppelungen
  • starrer Ablaufmechanismus ohne Möglichkeit für Rückfragen bei Unklarheiten
  • assoziierte Antworten verlangt - spontane Ideen können nicht eingebracht werden
Handout
  • Praxis: bei Ideenmangel mit Leerfeldern noch weniger Ausbeute
  • gegen Unklarheiten, Fragestellung vorher diskutieren und deutlich schreiben
  • andere Meinungen: lieber nicht assoziiertes statt Leerfelder

Zusatzinformationen

Prof. Bernd Rohrbach ist heute Unternehmens- und Marketingberater.

Er leitet Seminare über Kreativität, systematische Problemlösung und Entscheidungsfindung.

Sowohl das Verfahren, die Bezeichnung, wie auch das originale Formular (DIN A3) sind von ihm urheberrechtlich geschützt.

(Stand: Mai 2000)

Handout

www.rohrbachconsulting.de

Quellen




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